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Wissenschaftliche Einordnung der Charakterstärken in die Positive Psychologie

Aktualisiert: 20. Mai 2022



In diesem Blogartikel bringe ich euch gerne das wissenschaftliche Fundament der Positiven Psychologie und die Einordnung des Themas Charakterstärken näher.



Positive Psychologie als Denkweise und Forschungsrichtung innerhalb der Psychologie


In der Psychologie gibt es verschiedene Teil- und Anwendungsbereiche. Die Positive Psychologie ist eine Denkweise und Forschungsrichtung innerhalb der Psychologie. Sie versucht die Psychologie, die sich seit geraumer Zeit vordergründig mit den negativen Seiten des Lebens befasst, wieder zu komplettieren.

Positive Psychologie wird als Sammelbegriff für die wissenschaftliche Untersuchung derjenigen psychologischen Aspekte des Lebens verwendet, die es lebenswert machen. Die Positive Psychologie beruht auf der Annahme, dass hohes Wohlbefinden nicht bloss das Ausbleiben von negativen Aspekten im Leben darstellt und Glück nicht auf die Abwesenheit von Leiden reduziert werden kann. Es gibt einige empirische Belege, dass das Erleben von positivem und negativem Effekt zwar negativ zusammenhängt, dass diese jedoch unabhängige Dimensionen des Wohlbefindens sind.


Peterson, Park und Seligman haben sich der Frage angenähert, wie man ein gutes Leben erreichen kann. Sie beschreiben drei sogenannte Orientierungen zum Glück:

  • «Life of Pleasure» – das vergnügliche Leben, das im Wesentlichen dem hedonistischen Prinzip folgt und darauf abzielt, Vergnügungen zu maximieren und Schmerzen zu minimieren.

  • «Life of Meaning» – das bedeutsame Leben, bei dem es darum geht, seine eigenen Stärken und Tugenden zu erkennen, zu pflegen und zugunsten eines höheren Ziels einzubringen; es folgt somit einem eudaimonischen Prinzip.

  • «Life of Engagement» – das engagierte Leben, bei dem es um das völlige Aufgehen in einer Tätigkeit geht, bei der man seine Fähigkeiten nutzen kann, die Zeit um sich herum vergisst und daraus Gefühle der Zufriedenheit empfinden kann (unter dem Begriff «Flow» nach Csikszentmihalyi bekannt).

Seligman hat sein Modell des Wohlbefindens später um zwei Komponenten erweitert:

  • «Positive Relationships» – das Erleben von positiven Beziehungen zu anderen Menschen und

  • «Accomplishment» – das Erleben von Erfolg und Errungenschaften bzw. Zielerreichung oder der Selbstwirksamkeit.

Zusammen bilden die fünf Komponenten im Englischen das Akronym PERMA (Positive emotions, Engagement, Relationships, Meaning, Accomplishment.

„Seligman geht in seiner Well-being-Theorie davon aus, dass diese fünf Komponenten die wesentlichen Elemente von Wohlbefinden sind, da sie als einzige nicht Mittel zum Zweck zum Erlangen anderer Komponenten seien und nicht auf andere Komponenten reduziert werden könnten“.


Die Positive Psychologie hat sich klar einer empirischen, wissenschaftlichen Herangehensweise verschrieben. Sie ist deshalb nicht mit positivem Denken, Selbsthilfe-Literatur oder religiösen Ansätzen zur guten oder korrekten Lebensführung gleichzusetzen, obwohl sie sich zum Teil mit ähnlichen Fragen beschäftigt; aber eben empirisch, wissenschaftlich.



Wie ist nun das Thema Charakterstärken in die Positive Psychologie einzuordnen?

Charakterstärken können als Rückgrat der Positiven Psychologie betrachtet werden, denn sie haben massgeblichen Einfluss auf die „Erfüllungen“ im Leben und auf das Wohlbefinden. Der positive Zusammenhang zwischen Charakterstärken und Wohlbefinden ist gut belegt. Die 24 Charakterstärken untermauern alle fünf Komponenten von PERMA. Jede der Charakterstärken hängt mit mindestens einer der Orientierungen positiv zusammen.


In meinem nächsten Blogartikel erfahrt ihr mehr über die 24 Charakterstärken.


Herzlich, Oli



Quellen:


Niemiec, R. M. (2. Auflage, 2018). Character Strengths Interventions. A field guide for practitioners. Boston, USA: Hogrefe.

Park, N., Peterson, C., & Seligman, M. E. P. (2004). Strengths of character and well-being. Journal of Social and Clinical Psychology, 23, 603-619. doi:10.1521/jscp.23.5.603.50748

Peterson, C., Park, N., & Seligman, M. E. P. (2005). Orientations to happiness and life satisfaction: The full life versus the empty life. Journal of Happiness Studies, 6, 25-4. doi:10.1007/s10902-004-1278-z

Peterson, C., Seligman, M. E. P. (2004). Character Strengths and Virtues. Oxford, England: Oxford University Press.

Peterson, C., Seligman, M. E. P. (2004). A primer in positive psychology. Oxford, England: Oxford University Press.

Ruch, W., & Gander, F. (2018). Positive Psychologie. In C.-W. Kohlmann, C. Salewski, & M. A. Wirtz (Hrsg.), Psychologie in der Gesundheitsförderung (S. 227-239). Bern, Schweiz: Hogrefe.

Seligman, M. (2012). Flourish – Wie Menschen aufblühen. Die positive Psychologie des gelingenden Lebens. München, Deutschland: Kösel-Verlag.

Wagner, L., Gander F., Proyer, R. T., & Ruch, W. (2019). Character strengths and PERMA: Investigating the relationships of character strengths with a multidimensional framework of well-being. Applied Research in Quality of Life. doi:10.1007/s11482-018-9695-z



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